Dienstag, 27. Januar 2015

19.05
BR-KLASSIK
Das Musik-Feature

Was kann denn die Musik dafür…?!
Künstler im Ghetto Theresienstadt

Von Dorothee Binding
(Wiederholung)

Als junges Mädchen ging sie regelmäßig mit Franz Kafka im Prager Stadtpark spazieren, später war Alice Herz-Sommer (1903-2014) eine gefeierte Pianistin in der Tschechoslowakei. Dann kamen die Nazis und die Halbjüdin wurde zusammen mit ihrem Sohn im Ghetto Theresienstadt interniert. Theresienstadt wurde zum Inbegriff der größten Propagandalüge des Naziregimes, hatten doch die Theresienstädter Künstler das „Privileg“, bis zu ihrem Weitertransport in die Vernichtungslager Auschwitz und Treblinka zur Unterhaltung ihrer Leidensgenossen beizutragen und gleichzeitig der ganzen Welt vorzugaukeln, dass sie im „jüdischen Siedlungsgebiet“ ein angenehmes Leben unter ihresgleichen führen durften. 
Auch der 1924 geborene Coco Schumann gehört zu den Überlebenden des Ghettos. Der Swing-Gitarrist mit der Berliner Schnauze war – noch minderjährig – ein gefeierter Jungstar in der Nachtclubszene der Hauptstadt. Heute spielt er die gleichen Stücke, die er im Caféhaus von Theresienstadt und auf der Todesrampe von Auschwitz zur Unterhaltung von KZ-Arzt Josef Mengele spielen musste.
Zwei Schicksale, zwei Menschen, die auch unter den schwärzesten Bedingungen den Menschen mit ihrer Musik eine geistige Heimat gegeben haben. Dorothee Binding hat die Holocaust-Überlebenden zusammen mit dem Geiger Daniel Hope getroffen und mit ihnen über den dunklen Teil ihrer Vergangenheit gesprochen.

55 min.